Morgen soll der Offshore Windpark „Riffgat“ eröffnet werden. An sich eine gute Sache, wenn da nicht ein kleines Problem wäre. Er ist noch nicht ans Stromnetz angeschlossen. Somit wird kein Strom eingespeist. Und damit nicht genug. Er verbraucht auch noch Energie in Form von Dieselkraftstoff für Generatoren. Denn die Windräder müssen bewegt werden, sonst entstehen Schäden an beweglichen Teilen.
Der Grund für das Dilemma: 15 km Stromkabel können wegen alter Munition am Meeresgrund nicht verlegt werden.
Klingt erst einmal verständlich. Aber ist es nicht seit 1945 bekannt, dass es dort Munition und Kriegsgerät auf dem Meeresboden gibt?
Jetzt können Sie sagen, dass man ja nicht genau weiß wie lange eine Entsorgung dauert. Ich denke schon, dass Firmen die sich damit beschäftigen, wissen was sie tun. Sonst würden sie nicht lange überleben. Und wie lange dauert die Entsorgung? Nach einer Analyse des Umfangs und einer Risikoeinschätzung ergibt sich ein Zeitdauer inkl. Zeitpuffer.
Oder wussten die anderen Beteiligten nicht wann man damit fertig sein würde?
Wie läuft es häufig in der Realität? Es werden Termine (politische) gesetzt, ohne das man alle Fakten kennt. Nachträglich Veränderungen lassen sich häufig nicht in das Terminkorsett pressen (und quellen über).
Oder es gab keine Kommunikation zwischen den Beteiligten? Wer ist eigentlich beteiligt?
Es gibt keine Gesamtprojektleitung! Diese Aussage des Ministerpräsidenten Niedersachsens verwundert mich sehr.
Man wird sich jetzt wieder monatelang gegenseitig die Schuld zuweisen. Nutzt aber auch nichts. Davon wird die Projektarbeit auch nicht besser. Deutschland. Ein Projektmärchen.
Wie will ich ein so komplexes Projekt umsetzen, wenn nicht „Einer“ die Einzelteile in ein Gesamtes zusammenfügt. Für eine gute Kommunikation untereinander sorgt und alles leitet und steuert.
Mein Fazit:
- Es bedarf einer Herangehensweise an das Projekt, die alle Beteiligte entsprechend ihrer Rolle kennen und verstehen.
- Kein Projekt kommt ohne ein Risikomanagement aus. Pessimistische Einschätzungen sind erlaubt und erwünscht.
- Abstimmungen aller Beteiligter über eine Gesamtleitung sind unabdingbar. Einzelplanungen werden in einer Gesamtplanung zusammengeführt.
- Es müssen Festlegungen getroffen werden wann und wer Termine bekannt bzw. frei gibt. Das betrifft vor allem das Projektende.
- Fehler in der Projektabwicklung erkennen, zeugt nicht von Schwäche. Nicht daraus zu lernen, zeugt von Dummheit.
Aktueller Hinweis
Eine sehr gute Reportage über Deutschlands Großprojekte und warum sie immer wieder scheitern finden Sie hier in der 3Sat Mediathek bis zum 18.03.2026.