Wie schaffe ich es stressfrei zu lernen? Bis ich mein neues Wissen in der Praxis einsetzen kann, ist es oft ein langer und anstrengender Weg. Von der Vermittlung bis zur erfolgreichen Anwendung sind es mehrere Schritte. Das Schema soll Ihnen auf einfache Weise diesen Prozess verdeutlichen.
Die Verantwortung für das Ergebnis, das anwendbare Wissen, liegt auf beiden Seiten. Meine als Dozent und Trainer ist es, das notwendige Wissen entsprechend zu vermitteln. Ihre Verantwortung liegt in der Aufnahme, der Verarbeitung und der Anwendung. Aus vielen Jahren Praxis in der Vermittlung, aber auch als Lernender möchte ich Ihnen einige Gedanken und Tipps mitgeben. Stellen Sie sich als erstes folgende Frage.
Was muss ich tun damit ich neues Wissen bestmöglich einsetzen kann?
Schauen wir uns die Schritte im Schema im Einzelnen an.
Die Vermittlung – Die falsche Vermittlungsmethode gewählt und alles war umsonst!
Was wollen Sie lernen? Handelt es sich um Tätigkeiten, die Sie ausführen wollen, dann ist eine reine theoretische Vermittlung, wie beim reinen Wissen, schwierig. Wir lernen vom Zuschauen und Nachmachen.
Mein Tipp: Nutzen Sie verschiedene zusätzliche Quellen.
Schauen Sie sich Reportagen oder andere Sendungen im TV an. Setzen Sie vorher „gedanklich“ Ihre Themenbrille auf und betrachten sie den Inhalt unter dem gewählten Aspekt. Oder Videos, hier bestimmen Sie die Geschwindigkeit und die Anzahl der Wiederholungen. Z.B. eine Reportage über einen Schwerlasttransport. Wie arbeiten alle zusammen? Oder ist man sich über Risiken bewusst und wie geht man damit um? Welche Anforderungen müssen erfüllt werden? Besonders spannend finde ich, die Kommunikation zu beobachten. Was finde ich gut, was würde ich anders machen? Lernen, einfach so nebenbei.
Die Aufnahme – Weg mit den Störungen! Die Aufnahme in der richtige Lernumgebung.
Können Sie wirklich zuhören und gleichzeitig Nachrichten schreiben? Ist die letzte Nachricht auf dem Handy so wichtig? Sie sparen sich viel Zeit in den nächsten Schritten, wenn Sie aktiv zuhören. Besonders in Online Seminaren ist es für den Dozenten sehr schwer zu sehen wie der Inhalt bei den Teilnehmern ankommt.
Mein Tipp: Arbeiten Sie aktiv mit, stellen Sie Fragen.
Durch Ihre Fragen und Beiträgen gestalten Sie die Veranstaltung mit, unterstützen den Dozenten und machen sich das Lernen leichter. Machen Sie sich Ihre Notizen zum Gehörten. Fangen Sie hier bereits mit der Verarbeitung an.
Mein Tipp: Machen Sie sich Ihre Notizen!
Eine gute Methode, um sich das Gehörte aufzuschreiben sind Mind Maps. Sie haben ein Thema im Überblick als Grundstruktur und notieren sich Ihre Stichpunkte an den Zweig, wo es für Sie am besten passt.
Die Verarbeitung – Es braucht Zeit, Ausdauer und Wiederholungen!
Durchdenken Sie das Gehörte! Arbeiten Sie mit Ihren Notizen! Unser Gehirn baut zu jedem neuen Thema ein sogenanntes „Wissensnetz“, Verknüpfungen zwischen Nervenzellen, auf. Am Anfang ist dieses Netz noch sehr grobmaschig. Das ist auch der Grund, warum es uns schwer fällt Gelerntes zu behalten. Es fällt durch das Netz. Je länger wir in einem Thema sind, umso feiner wird das Netz. Es wird einfacher neues Wissen zu behalten. Testen Sie sich selbst. Neue Informationen in einem alten Thema, kein Problem. Oder?
Mein Tipp: Suchen Sie nach Verbindungen zu bestehendem Wissen! Hier können wir etwas nachhelfen. Suchen Sie aktiv Verbindungen zwischen dem gerade gehörten Neuen und bestehendem Wissen. Bringen Sie Ihr Gehirn dazu immer wieder über das Gelernte nachzudenken. Stellen Sie sich Fragen, wie zum Beispiel: Wo habe ich das in unserer Firma schon gesehen? Setze ich das vielleicht unbewusst schon in anderer Form ein? Nenne wir das nur anders? Wiederholungen sind das A und O beim Lernen.
Mein Tipp: Trainieren Sie Ihr Gehirn mit Assoziationstechniken.Eine einfache Methode dafür sind ABC Listen. Eine Assoziationstechnik in der man in ca. 3 Minuten zu einem Thema eine Begriffsliste füllt. Geht auch im Kopf, z.B. bei der Küchenarbeit oder auf dem Weg zur Straßenbahn. Unser Gehirn braucht zur Verarbeitung des neuen Gelernten Zeit und Schlaf. Der Prozess „Aus dem Arbeitsspeicher – auf unserer Festplatte“ findet im Schlaf statt.
Mein Tipp: Belasten Sie sich nach dem Lernen nicht mit „schwerer Kost“.Das Gehirn arbeitet hier nach dem Prinzip Last In, First out. Die Verarbeitung ist am effektivsten, wenn Sie in vielen kurzen Intervallen stattfindet. Und beginnen Sie so schnell als möglich.
Die Anwendung – Wenden Sie Ihr neues Wissen an! Probieren geht über Studieren!
Sie kennen die Sprüche: Üben, üben, üben. Es ist noch kein Meister …. Auch hier, die Wiederholung ist wahrscheinlich das beste Mittel.
Mein Tipp: Probieren Sie aus und schaffen Sie sich Erfolgsmomente.Dieses Gefühl, es geht, es hat funktioniert, ist unbeschreiblich. Das ist das was wir brauchen! Aber auch zu lernen, wie es nicht geht ist hilfreich. Wir neigen oft dazu, wenn es beim ersten Mal nicht gleich funktioniert, aufzugeben. Sie sind in etwas besonders gut? Wie oft haben Sie es gemacht bzw. trainiert bis Sie diesen Stand erreicht haben?
Und hier mein letzter und wichtigster Tipp: Stellen sich die Frage nach dem „Warum“.
Warum will ich das wissen? Warum brauche ich das? Prüfen Sie sich selbst. Wenn ich keinen guten Grund habe, dann fällt es mir auch schwer mich zu motivieren. Das spüren wir doch jeden Tag. Nur mit der notwendigen Motivation halte ich auch in schwierigen Phasen durch. Denn ich weiß warum! Also, was ist Ihr Grund neues Wissen zu erlagen? Alles was Sie gelesen haben ist für Sie bestimmt nichts Neues. Nur sollten wir uns das immer wieder bewusst machen, damit wir weg kommen von dem „Schulprinzip“. Lernen was der Lehrer hören will und dann gibt es gute Noten. Heute weiß ich, dass der Spruch „Du lernst für Dein Leben, nicht für den Lehrer!“ so wahr ist. Als Menschen sind wir für das Lernen „gebaut“ worden. Nutzen wir das doch einfach. Lassen wir das einfach zu.
Und einen Tipp habe ich noch: Haben Sie Spaß beim Lernen.
Ich wünsche Ihnen stressfreies LernenRené Winter